Vorwort
Dieser Bericht beschreibt unserem zweiwöchigen Urlaub, den wir vom
9.1.1999 bis zum 23.1.1999 auf Fuerteventura verbrachten.
Ankunft
Endlich war es soweit, unsere Boing 757 machte eine Linkskurve und gab so
einen ersten beeindruckenden Blick auf das Dünengebiet von El Jable
frei. Wenige Momente später hatten wir Puerto del Rosario, die
Hauptstadt von Fuerteventura, passiert und landeten nach einer Wende auf
dem nahegelegenen Flughafen der Insel.
Der Berg Montãna Roja
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Beim Verlassen des Flughafengebäudes erschloß sich uns ein
erster Blick auf die nähere Umgebung sowie die Berge der zentrale
Hochebene; man sollte diesen doch recht kargen Anblick jedoch nicht auf
die ganze Insel projezieren, da der Flughafen glücklicherweise in
einer landschaftlich eher reizlosen Region der Insel liegt. Diese freudige
Erfahrung durfen wir dann auch gleich während des etwas mehr als
halbstündigen Transfers, der uns vorbei am
Montãna Roja durch das
Dünengebiet von El Jable nach Corralejo führte, machen. In
unserem Domizil ( einer Club-Anlage im Südosten von Corralejo )
angekommen, bezogen wir nach einer viertelstündigen uns von der
Putzkolonne auferlegten Wartepause (nun in Rekordzeit) unser Appartement.
Dieses verließen wir jedoch nach einem kurzen Abstellen und
Öffnen der Koffer auch sofort wieder, und machten uns nach einer
ersten kurzen Tour durch den Club auf den Weg, die Stadt zu
erkunden.
Corralejo selbst ist der einzigste
Touristenort im Norden und im Gegensatz zum deutsch dominierten
Süden international geprägt. Von den Restaurants am weniger
attraktiven Strand des gemütlichen Surferparadieses kann man die
Aussicht auf die vorgelagerte kleine Insel Isla de los Lobos sowie auf
Lanzerote genießen. Mit dem Fahrrad nur wenige Minuten entfernt liegt
der 7 km lange Sandstrand Playas de Corralejo, der in Richtung
landesinneren in das Dünengebiet El Jable
übergeht.
In die Vollen
Genau durch dieses Gebiet führte am
nächsten Tag die Anfangsetappe unserer ersten Fahrradtour
[Karte], bei der wir auf
der Straße nach Puerto del Rosario bis zu den beiden einzigsten
Hotels im Dünengebiet fuhren. Von dort ging es zu Fuß - die
Fahrräder schiebend - am Richtung Süden zunehmend menschenleer
werdenden Strand entlang, den wir nach ca. 1 km wieder zur Straße
zurückkehrend hinter uns ließen. Vorbei am unbedeutenden Ort
Parque Holandés bogen wir bei
der nächste Gelegenheit Richtung landesinnere ab.
Verlassenes Bauernhaus in Caldereta
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Zu diesem Zeitpunkt deutete sich der auf dem Rückweg später
heftige Gegenwind - der nahezu immer sehr konstant aus Norden bläst
- an. Die bis
Caldereta stetig steigende
Strecke ging im Ort selbst in eine knochenharte und wellige Piste
über, auf der man am Rand eines beeindruckenden bis zum Meer reichenden
Tales entlang Richtung
La Oliva gelangt.
In La Oliva sind der große Gutshof Casa de los Coroneles sowie das
Kanarische Kunstzentrum zu nennen; hierbei ist zu erwähnen, daß
man an einem Sonntag der einzigste Mensch auf den Straßen ist. Da das
Kunstmuseum an diesem wie anderen Sonntagen nicht geöffnet hatte,
machten wir uns nach einer mehr als nötigen Pause - um die Kräfte
für die Rückfahrt zu bündeln - auch wieder auf den Weg.
Auf der Strecke von La Oliva zurück nach Corralejo ging es wie erhofft
zumeist bergab, wobei der erwartete Gegenwind derart konstant und heftig
wahr, daß man trotzdem kräftig in die Pedale treten
mußte.
Die Tage danach
In den Tagen nach unserer ersten 50 km "Mördertour"
ließen wir es etwas ruhiger angehen. Zum einen nutzen wir hier und
da Sport-Angebote unseres Clubs, zum anderen ließen
wir die Seele etwas baumeln und genossen einfach die Tage.
Barranco de la Torre
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Da wir - wie jedem zu empfehlen
ist - nur Halbpension gebucht hatten, konnten wir die internationale
(chinesisch, indisch, italienisch,...) besonders aber die einheimische
Küche entdecken und lieben lernen. Generell haben wir in den
einheimischen Fischrestaurants die Erfahrung gemacht, daß es
- zumal wenn man zu zweit unterwegs ist - das einfachste und beste ist,
wenn man ohne lange die zumeist auch in Deutsch abgefaßte
Speisekarte zu lesen, eine Platte mit verschiedenem gegrillt zubereiteten
Fisch bestellt. Diese Platte (normalerweise auch bestellbar wenn sie
mal nicht auf der Speisekarte aufgeführt ist) wird zumeist mit
vier verschiedenen wohlschmeckenden Arten Fisch, einem Paar Muscheln,
Papas Arugadas (eine Art kleine Pellkartoffeln im Salzmantel) als Beilage
sowie roter und grüner Mojo-Soße und Brot serviert.
Als Vorspeise ist u.a. der
Ziegenkäse (queso blanco), für den die Insel berühmt ist, zu
empfehlen. Wer sich aufgrund eines Bildes in einem der namenhaften
Reiseführer animiert fühlt, im Glas eingelegten Ziegenkäse
zu kaufen, läuft Gefahr, eine lange und erfolglose Odysee anzutreten.
Zumindest blieb uns der Erfolg trotz der Suche in Dutzenden von
Supermärkten versagt, und das obwohl wir auch bei der
genossenschaftlichen Käserei in der "Nähe" von Tuineje
(in Wirklichkeit am Anfang des nächsten Ortes auf der Straße
Richtung Gran Tarajal) vorbeigeschaut hatten. Sollte einer der Leser mehr
Erfolg (gehabt) haben, würden wir uns über eine kurze eMail
freuen.
Einmal Tourismus und zurück
Mitte der ersten Woche mieteten wir
uns für nur einen Tag einen Opel Corsa. Mit diesem fuhren wir an der
Ostküste vorbei am Flughafen von Puerto del Rosario bis nach
Las Salinas
[Karte].
Leuchtturm an der Punta de la Entallada
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Dort verließen wird die Straße und folgten einer kurzen
Staubpiste bis zu den Überresten von Puerto de la Torre, die an der
Mündung des wasserlosen
Barranco de la Torre
liegen. Den Barranco selbst kann man mit dem Auto erkunden, wobei er sich
einem wohl erst zu Fuß - fernab des zunehmend schlechter werdenden
Weges - erschließt. Zurück auf der Straße, folgten wir
dieser in Richtung Tarajalejo bis zur Abzweigung nach Gran Tarajal.
Auf dem Weg dorthin bogen
wir Richtung Las Playitas ab und folgten kurz vor dem Ortseingang einer
nach links abbiegenden Piste, die zum auf einem Berg an der Punta de la
Entallada liegenden Leuchtturm führte. Vom davor liegenden Parkplatz
bot sich uns ein beeindruckender Blick auf die darunter liegende
Küste. Da wir zu dem Zeitpunkt, zu dem wir hier oben gewesen sind,
die einzigsten Menschen in Sichtweite waren, konnten wir das Erlebnis
ungleich intensiver genießen. Auf jeden Fall ist festzuhalten,
daß dies einer der beiden beeindruckensten Orte
- die
wir auf der Insel besucht
haben - war.
Zum Mittagessen unternahmen wir einen Abstecher an die Westküste
nach La Pared, um uns dort im nicht zu verfehlenden Restaurant Bahia La
Pared an der bereits oben im Text gepriesenen Fischplatte zu laben.
Derart gestärkt nahmen wir den selben Weg, den wir gekommen waren,
zurück zur Ostküste, und setzen unsere Fahrt bis zum Tagesziel
- der Touristenhochburg Jandia
Playa - fort.
Nachdem wir die Strandpromenade mit ihren Spielhallen, Neppläden
und dem Baulärm im Hintergrund einmal auf und abgewandert waren,
entschlossen wir uns diesen Ort - dessen Bild von bierbäuchigen
Deutschen und den wie Dominosteine hintereinander aufgereihten Betonburgen
bestimmt wurde - in Richtung Corralejo wieder zu verlassen.
Erholung / Die zweite Tour
Die unserem Ausflug folgenden Tage verbrachten wir in Corralejo. Wir liesen
es uns einfach nur gut gehen, trieben Sport, genossen die schöne Zeit
und verarbeiteten die gesammelten Eindrücke.
Brack der American Star
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Anfang der zweiten Woche mieteten wir
uns dann erneut (wiederum für einen Tag) einen Opel Corsa. Wie bei
unserem ersten Trip machen wir uns wieder in Richtung Süden der Insel
auf den Weg, wobei wir diesmal bei Puerto del Rosario auf die Route
über Antigua und Tuineje einbogen
[Karte].
In Tarajalejo angekommen steuerten wir den alten Hafen an, und speisten
dort auf der Terrasse des Restaurant La Baraca direkt steinigen Strand.
Derart gestärkt folgten wir der bei La Pared beginnenden einmalig
schönen Panoramastraße, die sich über Höhen und
Tiefen an den Bergen der Westküste entlang nach Pajara
schlängelt.
Auf dem letzte Drittel der Strecke sollte man immer ein Auge in Richtung
Meer haben, da die Berge hin und wieder den Blick dorthin freigeben. Nur
so hat man die Chance den Schornstein des Bracks der American Star zu
erspähen, was wichtig ist, da keine Ausschilderung zum Strand davor
gegeben ist. Wenn man den Schronstein wahrgenommen hat, dann muß man
noch ein ganzes Stück weiter auf der Straße bleiben, bis man
nach einer bergab führenden Rechtskurve auf der Geraden eine
Möglichkeit hat nach links auf eine mit Bodenwellen geplasterte
Staubpiste abzubiegen. Direkt an dieser Abzeigung sind auch zwei
unscheinbare Schilder zu finden. Auf beiden ist ein königliches
Wappen, sowie auf dem einem ein
"Durchfahrt
verboten"-Zeichen und auf dem andere einen stilisierter
Taucher abgebildet; desweiteren ist auf beiden die Aufschrift "ZONA
PROHIBIDA PESCA SUBMARINA" zu finden. Nach einer sich doch recht
lange hinziehenden Fahrt erreichten wir schließlich den Strand,
an dem wie aufgebarrt der vordere Teil der American Star lag und den an
diesem Tag recht heftigen Wellen trotzte. Wie sooft kann hier ein Bild die
Realität nur bedingt wiedergeben, da das ganze in Wirklichkeit
ungleich intensiver und beeindruckender ist.
Nachdem wir uns von diesem Anblick losgerissen hatten, und die Straße
wieder erreicht war, folgten wir dem letzten Teilstück nach Pajara.
Da Pajara selbst nicht sonderlich groß
ist, hatten wir schnell den Dorfplatz mit der Kirche, die für ihr
aztekisch anmutendes Portal bekannt ist erreicht. Was mich hier noch viel
mehr bewegte, waren die Bäume die den Dorfplatz sämten und ihn
damit in einen angenehme Atmosphäre tauchten. Dies war ein so
gänzlich anderer und harmonischer Anblick, der einem nach der Fahrt
durch das absolut vegetationslose Gebiet auf dem Weg hierher schon fast
unwirklich vorkam. Da es inzwischen später Nachmittag war, verweilten
wir hier nicht allzulange und erreichten so wenig später einen der
ältesten Orte der
Insel - Betancuria. Leider mußten
wir feststellen, daß die Pfarrkirche verschlossen war, sodaß
wir uns selbst mit den Überresten des ehemaligen Franziskanerklosters
entschädigen mußten, was auch gleichzeitig den Schlußpunkt
unter unsere Tagestour setze.
Schlußspurt
Da wir inzwischen mehr als die
Hälfte unseres Aufenthaltes hinter uns hatten, lebten wir ein
letztes mal in den Tag hinein, um gegen Ende der Woche unsere zweite
Radtour in Angriff zu nehmen [Karte].
Einer der Berge auf dem Weg zum Hinkelstein
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Für dieses Unterfangen hatten wir uns einen Tourenvorschlag unserer
Ferienanlage herausgesucht, der unter dem Titel
"Vulkan
Tour" angepriesen wurde. Dabei ging es ein kurzes Stück
auf der Straße nach La Oliva entlang, um dann nach rechts auf die
eigentliche kiesige Strecke einzubiegen. Hier erwischte uns ein kurzer
aber heftiger Nieselregen, dem wir uns jedoch glücklicherweise zum
größten Teil
- in einem verfallenene Ziegenstall
untergestellt - entziehen konnten. Nach dieser
"Abkühlung" suchten wir uns unseren Weg durch das Gewirr
der Schotterpisten, die durch das vor uns liegenden Steinbruchgebiet
führten. Es ist hilfreich, am Pistenrand nach Fahrradspuren Ausschau
zu halten, und diesen zu folgen (natürlich nur, wenn diese in die
ungefähre Himmelsrichtung führen, in die man auch will), da einem
die Menschen denen man hier begegnet, zumeist nicht richtig weiterhelfen
können. Das Steinbruchgebiet durchquert, erreichten wir nach einem
rechts die Kurve hochführenden Anstieg ein an einen Hinkelstein
erinnerndes Gebilde. Dort liessen wir die Fahrräder stehen und
erreichten eine Aussichtsplattform, die am Rande eines Vulkankraters
eingelassen war. Von hier oben konnte man nicht nur der Nordküste
der Insel entlang bis nach Lanzarote blicken, sondern auch den Strand
der Ostküste, sowie das Dünengebiet von El Jable mit dem sich
daran anschließenden Hochland überblicken.
Abreise
Das Thema Abreise war bei uns ein Kapitel für sich! Am Abend vor der
Abreise wollten wir die Zeit zu der uns der Transferbus zum Flughafen
bringen sollte erfragen. Dabei durften wir feststellen, daß unser
Flug von 13:30 auf 17:30 verschoben wurde. Dies war natürlich sehr
ungünstig, da man in der Anlage um 12:00 Uhr ausgecheckt haben
mußte. Da unser Flug aber erst um 17:30 Uhr ging, währe unser
Transferbus erst gegen 14:00 Uhr gekommen, was bedeutet hätte,
daß wir den ganzen Tag zur Untätigkeit verdammt gewesen
währen (mal abgesehen davon, daß wir unser Gepäck in der
Anlage irgendwo zwischenparken hätten müssen).
Blick aus dem Fenster während des Rückfluges
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Daher faßten wir den Entschluß, die uns vorgegebene Planung
etwas "anzupassen". Wir ermittelten den ersten Transferbus
zum Flughafen, und kamen so schon um 10:00 dort an. Wir hatten den Plan,
direkt einzuchecken bzw. unsere Sachen in einem Schließfach zu
hinterlegen, um dann nochmals ein Auto zu mieten - soweit die Theorie.
Zurück in der Realität mußten wir feststellen, daß
es zum einen noch nicht möglich war einzuchecken, und zum anderen
auch keine Schließfächer vorhanden waren. Wir mieteten uns
daher trotzdem einen Wagen und verstauten all unser Gepäck im
Kofferraum. Da wir uns noch nicht Puerto del Rosario angeschaut hatten,
wollten wir dies nun nachholen. Dort angekommen, waren wir jedoch ein
wenig enttäuscht, weil die Stadt weder schön war, noch etwas
herausragendes zu bieten hatte. Da es inzwischen Mittagszeit war, fuhren
wir nach
El Matorral (der nächste
Ort nach dem Flughafen Richtung Süden) um dort im El Molino
- einem der besten Restaurants der
Insel - ein
vorerst letztes mal ein leckeres Fischgericht zu essen.
Fazit
Abschließend können wir festhalten, daß es ein sehr
schöner Urlaub war.
Es kommt jedoch drauf an, was man aus seinem Urlaub machen will! Wer
Ballermann 6 sucht wird dies überall finden. Wer sich jedoch auf
die Insel und Ihre sich in Nuance ständig wechselnde Landschaft
einläßt, wird einen traumhaften Urlaub erleben, an den er
gerne zurückdenken wird. Oder um es mit einer abgewandelten Form
des Kennedy-Zitates zu sagen:
"Frage nicht wie der Urlaub Deinen Erwartungen erfüllen kann,
sondern frage Dich wie Du Deinen Urlaub Deinen Erwartungen entsprechend
gestalten kannst!"
Wenn wir ein nächstes mal wiederkommen, stehen auf jeden Fall die
folgenden diesmal noch nicht besuchten Sehenswürdigkeiten auf der
Liste:
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